Was ist der Lag-Ausgleich? (Warum haben sich die Uhren plötzlich geändert?)

Keine Sorge- die Uhren sind nicht kaputt. Das Springen wird entweder durch den Inkrement (Zeitaufschlag:  https://support.chess.com/article/445-how-do-the-time-controls-work-in-live-chess) oder durch  Lag (Internetverzögerung) verursacht.
Im Falle von Lag wird auf Chess.com (wie auch auf den meisten anderen Schachseiten) die Zeit, die ein Zug für die Übertragung zu und von unseren Servern benötigt, als "Lag-Ausgleich" wieder den Uhren gutgeschrieben.

So funktioniert der Lag-Ausgleich auf Chess.com:

Wenn Du einen Zug ausführst, benötigt der Zug eine gewisse Zeit, um zu unserem Server und dann von unserem Server zum Computer Deines Gegners gelangen. Wir stellen die Uhren so ein, dass keinem Spieler die Zeit für die Übertragung des Zuges "angelastet" wird - sondern nur die Zeit, die er tatsächlich zum Denken benötigt.
Um ein besseres Verständnis zu bekommen, stellen wir uns eine  Situation mit sehr starkem Lag vor:
Lass uns mal annehmen, dass es einen sehr starken Lag gibt und es 1 Sekunde dauert, bis Dein Zug auf unserem Server ankommt, und dann noch mal 1 Sekunde, bis der Zug von dort aus zum Computer Deines Gegners gelangt. 

In diesem Fall sieht Dein Gegner den Zug erst 2 Sekunden, nachdem Du ihn ausgeführt hast, aber die Uhr Deines Gegners fängt an, auf Deinem Bildschirm herunterzuzählen, sobald der Zug unseren Server erreicht. 
Angenommen, Dein Gegner denkt insgesamt 10 Sekunden lang nach und macht dann einen Zug. Sein Zug braucht dann noch einmal 1 Sekunde, um zu unseren Servern zu gelangen, und eine zusätzliche Sekunde, um von unseren Servern zu Deinem Computer zu gelangen.
Du hast also ungefähr 14 Sekunden auf diesen Zug gewartet (2 Sekunden für die Übertragung, 10 Sekunden Bedenkzeit und weitere 2 Sekunden für die Übertragung zurück), und die Uhr des Gegners auf Deinem Bildschirm zählt seit ungefähr 14 Sekunden runter. 
Chess.com ist der Meinung, dass es unfair ist, jemandem diese ganze "Reisezeit" anzulasten! Da Dein Gegner nur 10 Sekunden zum Nachdenken aufgewendet hat, ist das die Zeit, die ihm berechnet wird. Sobald der Zug Deines Gegners auf Deinem Computer ankommt, wird die Uhranzeige um die 4 zusätzlichen Sekunden bereinigt, die Dein Gegner nicht zum Nachdenken benötigt hat. 
Währenddessen zählt Deine Uhranzeige auf Deiner Seite nur herunter, während Du denkst. Auf Deiner Seite ist keine Korrektur nötig, aber Dein Gegner sieht auf seinem Bildschirm dieselbe Anpassung der Uhr und denkt vielleicht, dass irgendetwas faul ist, falls er diesen Artikel nicht gelesen hat!
Diese Verzögerung oder "Reisezeit" wird während der Partie zur Uhr Deines Gegners UND zu Deiner Uhr hinzugezählt. Normalerweise ist die Reisezeit sehr gering, sodass Du überhaupt nichts davon mitbekommst. Aber wenn ein Spieler einen starken Lag hat, kann es so aussehen, als würden die Uhren nicht richtig funktionieren! 
Zum Glück sind die Reisezeiten in der Regel geringer als oben beschrieben. Allerdings sind die Reisezeiten nicht gleichmäßig, sodass Anpassungen dynamisch vorgenommen werden müssen. 
Daran führt kein Weg vorbei: Alle Echtzeit-Schachserver haben mit solchen Verzögerungen zu kämpfen, wenngleich andere Seiten etwas weniger transparent damit umgehen!

So funktioniert es im Detail

Die obige Beschreibung zeigt, wie es funktioniert, wenn wir es mit einem einzelnen Zug mit starker Verzögerung zu tun haben, aber Chess.com gewährt nicht unbegrenzt viel Lag-Ausgleich! Falls Du in mehreren Zügen hintereinander eine Verzögerung von 1+ Sekunden hast, wird sich die verlorene Zeit auf Deiner Uhr niederschlagen. Außerdem gibt es unterschiedliche Beschränkungen für verschiedene Zeiteinstellungen. So funktioniert es:
Im Schnellschach "verzeiht" Chess.com mindestens 500 ms (500 Millisekunden entsprechen einer halben Sekunde) für jeden Zug, den Du ausführst. Falls dein Lag 500ms oder weniger beträgt und Du Schnellschach spielst, wirst Du also nichts davon merken. 
Zusätzlich zu den 500 ms pro Zug erhältst Du eine Zeitbank von 1000 ms, die Du im Laufe von zwei Zügen verbrauchen kannst. Solltest Du also in einem einzigen Zug einen Lag von bis zu 1500ms aufweisen, ist dieser "verziehen" und wird durch die Zeitbank ausgeglichen. Wenn Du aber im nächsten Zug immer noch den gleichen Lag von 1500ms hast, werden nur 500 verziehen und die restliche 1 Sekunde geht verloren. 
Mit anderen Worten: Bei jedem Zug werden Dir immer mindestens 500ms verziehen, und Du hast außerdem eine Reserve von 1000ms, die Du bei Bedarf nutzen kannst und die bei jedem zweiten Zug wieder aufgefüllt wird. Dank dieser 1000ms kannst Du theoretisch bei jedem Zug einen Lag von einer ganzen Sekunde haben, ohne dass Du etwas davon merkst. Ein Beispiel:
Zug 1, ein Lag von 1000ms. 500ms werden automatisch ausgeglichen und weitere 500ms werden aus der Zeitbank gestrichen. Damit bleiben 500ms in der Zeitbank. 
Zug 2, erneut eine Verzögerung von 1000 ms. 500 ms werden automatisch ausgeglichen und weitere 500 ms wieder aus der Zeitbank verwendet. Die Zeitbank ist jetzt leer, aber wird nach Ausführung von Zug 2 wird wieder auf 1000ms aufgefüllt. 
Dies alles gilt wohlgemerkt ausschließlich für Schnellschach. Für andere Zeiteinstellungen gelten andere Werte für den automatischen Ausgleich und die Zeitbank: 
SCHNELLSCHACH (wie oben beschrieben): 500ms pro Zug + 1000ms Zeitbank für 2 Züge. 
BLITZ: 300ms pro Zug + 400ms Zeitbank für 2 Züge. 
BULLET: 200ms pro Zug + 100ms Zeitbank für 2 Züge. 
Solltest Du beispielsweise nur beim Bullet-Schach Lag bemerken, liegt der Grund möglicherweise genau darin. Bullet verzeiht Lag viel weniger!

Falls die Informationen in diesem Artikel veraltet oder falsch sind oder Du diesbezüglich Fragen haben solltest, lass es uns bitte wissen!